Sonntag, 20. Juli 2014

Freundschaften



Die Tage vergehen immer schneller, als hätten sie nur ein paar Stunden zu vergeben, in denen ich das von mir gerade geführte Leben genießen darf. In den letzten zwei Wochen waren wir an drei verschiedenen Orten und haben uns ausschließlich dem tauchen, essen und entspannen gewidmet und zwar genau in der Reihenfolge. Nach der Woche in Ubud ging es nach Gili Trawangan, die chilligste Insel auf der ich bisher war. Leider hatten wir nicht ganz so viel Glück mit der Unterkunft und so mussten wir schnell wieder flüchten und uns erst mal eine neue Bleibe suchen. Wir waren nämlich genau zum Ramadan auf den Gilis und unser Hotel lag genau neben der Moschee, wo der Muezzin 16 Stunden am Tag über einen Lautsprecher Strophen aus dem Koran singt. Es ist sicherlich mal schön anzuhören, aber nicht das Beste um zu schlafen. Am Ausgang der Unterkunft fragte uns der Inhaber wo wir denn hin wollten, wir beide etwas platt und überrascht über diese Konfrontation, sagte Udo dann ... zum Strand ... ist klar ... mit Sack und Pack auf zum Strand und mal so richtig schön die Sonne auf den Rucksack scheinen lassen. Nun war er auch etwas überrascht und ließ uns ziehen. Um die nächste Ecke rum, konnte ich mich nicht mehr halten vor lachen.
Am Strand haben wir dann einen Bungalow gefunden, mit netten Inhabern und einem tollen Strandlokal, welches ich von dem Aufenthalt mit Chris bereits kannte. Hier hat sich dann auch meine Freundschaft zu Tschoki, der Maskottchen-Ziege der Unterkunft, gefestigt, die ich schon bei meinem vorherigen Aufenthalt ins Herz geschlossen hatte. Jeden Tag durfte ich ihr die Flasche geben, weil sie noch so jung ist und dadurch wuchs unsere Freundschaft bis ich sie am Ende am liebsten mitgenommen hätte. Wir sind täglich nach dem Frühstück am Strand auf Schnorcheltour gegangen und haben unsere uns bekannten Schildkröten gesucht, um dann ein wenig mit ihnen zu schwimmen. Am Nachmittag bekam Udo von Nelly, der bei uns im Strandlokal arbeitete, seine tägliche Stunde Indonesisch-Unterricht. Völlig erschöpft kam der Held dann immer zurück, mit vielen neuen Wörtern im Kopf, die dann erst mal sortiert werden mussten. Und am Abend waren wir immer sehr gut Essen, auf dem kleinen Nachtmarkt, wo es für mich eine riesige Auswahl von vegetarischen Gerichten gab. Wir haben nicht viel auf den Gilis gemacht, aber was wir getan haben, dass war wunderbar und intensiv und wir haben tolle Freundschaften mit den Schildis, Tschoki und Nelly geschlossen. Eine tolle Woche.
Nach den Gilis ging es nach Lovina, das im Norden von Bali liegt. Eine nette Gegend, ein schöner Strand, beides lädt aber nicht wirklich zu einem längeren Aufenthalt ein. Alles ist sehr touristisch angelegt und leider wird man einfach viel zu viel angequatscht. Am ersten Abend hatten wir dann schon sehr viele neue Freunde, die sich vorgenommen haben sich am nächsten Tag wieder auf uns zu stürzen. Hier wird man nämlich gleich unaufgefordert zu einem Kauftermin für den nächsten Tag eingeladen. Das Besondere hier in Lovina war unser Hotel bzw. das Zimmer. Wir haben in einem Muschelzimmer übernachtet, welches komplett und ich meine komplett aus Muscheln gestaltet wurde. Sogar der Duschkopf war aus Muscheln. Versüßt wurde uns der Aufenthalt in Lovina durch Eva und Thorsten, die wir auf einem Tauchgang kennengelernt haben und mit denen wir dann eine tolle Zeit verbringen durften. 
Mount Agung
Und dann ging es endlich wieder zu Liselotte nach Amed. Das wir überhaupt ankamen war wirklich großes Glück für uns. Hat sich doch das Speedboot mit einem anderen ein Rennen geliefert und  Udo und ich uns ein Rennen wer wohl als erstes freiwillig über Bord springt. Bei jeder großen Welle verrückt deine Wirbelsäule, so stark ist der Aufprall. Dazu kommt noch die Angst, Angst das diese Fahrt die letzte sein könnte. Hier in Amed war ich bereits mit Chris für seinen Tauchkurs und wir haben die Bungalows, das Tauchen und den Aufenthalt so sehr genossen, dass ich mit meinem Helden auch noch mal zu Liselotte wollte. Wir wurden sehr herzlich begrüßt, alle kannten mich noch und schon nach 20 Minuten werden die Tauchsachen anprobiert und der nächste Tauchgang geplant ... so mögen wir es. Am nächsten Tag ging es gleich zum Mantadive nach Nusa Lembongan und belohnt wurden wir mit sieben Mantas. Nach drei Nächten hätten wir auf die nächste Insel weiterziehen müssen. Da wir es aber in Amed so schön fanden, haben wir diesen Plan kurz verworfen, uns einen Bungalow am Strand gesucht (Liselotte war leider ausgebucht) und haben sieben Tage verlängert. Die sieben Tage haben wir ebenfalls ausschließlich mit Tauchen und Essen verbracht, bis auf eine weitere Aktivität die der Held allein unternommen hat. 
Er wurde Mitternacht von unserer Unterkunft abgeholt und zum Mount Agung gefahren. Dort wartete ein Guide auf ihn, der mit ihm ab ca. 2 Uhr den Berg bestieg. Bewaffnet mit einer LED-Stirntaschenlampe auf dem Kopf hatte er einen ca. 60 - 80 cm großen Lichtkegel vor seinen Füßen, um zu sehen wo der nächste Schritt hingeht. Die erste Stunde ging er die ganze Zeit über schwarze Erde durch den Dschungel, immer bergauf, mal entspannt durch kleine Senken um dann sofort wieder den Weg nach oben weiter zu verfolgen. Nach zwei Stunden hörte der Dschungel auf, er hat das Buschland verlassen und es folgte Stein und Geröll. Keine Bäume mehr, kein Sand, nur noch Lavagestein und Grasbüchel. Nach 3,5 Stunden über Stock und Stein und immer Bergauf im Mondliche hatte er es geschafft, 3132 m ... was für eine Leistung. Nach einem kurzen Schläfchen in einer windgeschützten Ecke auf der Vulkanspitze und einem Snack konnte er dann den Sonnenaufgang genießen. Schöne Fotos zu schießen fiel ihm etwas schwerer, weil er vor Kälte seine Finger kaum bewegen konnte. Es ist nicht von Vorteil, wenn man oben mit nassen Shirts ankommt und einem nur ein Motorradponcho sowie das Halstuch seiner Frau zur Verfügung steht, um den Wind abzuhalten. Der Abstieg dauerte dann ca. 2,5 Stunden und er sagte, dass er den Weg nach oben niemals im Hellen gegangen wäre, jetzt wo er weiß wo er da im Dunkeln langwanderte. Humpelnd kam er gegen 12 Uhr am Mittag mit gemischten Gefühlen wieder bei mir an. Er lächelte, er war stolz auf seine Leistung, auch wenn er fluchte über die Idee überhaupt auf den Berg gegangen zu sein. Nach ca. zwei Stunden fand er es dann doch ganz gut, konnte aber immer noch gar nicht begreifen was er da gerade geschafft hat. Wenige Tage drauf plante er seine nächste Wanderung.
Harlequingarnele
Das Tauchen in Amed ist einfach toll. Die meisten Tauchgänge beginnen vom Strand und somit fallen lange Anfahrtswege weg und durch die sehr gute Organisation in Liselottes Tauchschule schlüpfst du einfach in die Sachen und ab ins Wasser. Es wird alles für dich erledigt. Wir werden immer professioneller und auch das Interesse an kleinen Lebewesen ist geweckt. Wo wir am Anfang immer größere Fische sehen wollten und traurig waren wenn wir nur kleine zu Gesicht bekamen, interessiert uns jetzt das Winzige. So war mein 40 Tauchgang ein Makdive. Das bedeutet man schwebt über dem Boden auf dem Sand herum, vielleicht so 50 cm vom Boden entfernt, je nachdem ob sich etwas am Boden befindet, und sucht winzige Lebewesen wie z. B. Schnecken oder Schrimps. Bist du zu nah am Boden und siehst z. B. die Stachelrochen nicht, könnte es übel ausgehen. Haben wir etwas gefunden, freuen wir uns wie Bolle und bestaunen es von allen Seiten, die 2 bis 3 cm kleinen Tierchen.

Nach dem letzten Tauchgang habe ich mich noch entschlossen mich nochmals tätowieren zu lassen. So habe ich meine Vögel von drei auf fünf erweitert, ein Herz hinter mein Ohr tätowieren lassen und mein Fisch am Fuß verändert. Die Vögel standen immer für Freiheit und nachdem ich nach dem Monat August fünf Kontinente bereist habe, sollen mich die Vögel immer an diese Möglichkeit erinnern. Ja und der Fisch, der musste verändert werden, weil mein vorheriger Fisch das Zeichen für „I love Jesus“ ist und ich ständig von Nonnen angelächelt wurde. Der Tätowierer kam mit seinem ganzen Zeug zu unserem Bungalow und dann wird der Nachmittag einfach mal mit tätowieren verbracht. Als dann alles gestochen war, haben wir dann auch mal über den Preis gesprochen, irgendwann sollte man das dann doch mal tun.
Den letzten Tag vor unserem Abflug haben wir wegen der Nähe zum Flughafen in Kuta verbracht. Es gibt nur einen Grund warum ich weiß, dass wir noch auf Bali waren, da wir mit dem Taxi nichts übers Wasser geschwommen sind. Mir fällt gar kein richtiger Vergleich ein, aber es ist kein wirklich schöner Ort.  Der Sonnenuntergang war aber wunderschön. Ich möchte ja mit dem positiven beginnen, dem einzig positiven leider. Kuta hat einen der schönsten Strände auf Bali, der allerdings durch 1000 von Händlern gefüllt ist. Es ist sehr laut, die Luft steht und es ist völlig überfüllt. Ansonsten findet man hier die vielen chinesischen Touristen von denen mir schon so oft erzählt wurde, die ich aber bisher kaum auf Bali gesehen habe. Diese stehen am Ufer und wenn das schreckliche Wasser sie erwischt, schreien sie und rennen wie verrückt davon. Ich weiß nicht ob man hier noch sagen kann „Andere Länder, andere Sitten“ ... entscheidet selbst, aber lustig anzusehen ist es auf jeden Fall. Wir waren froh Kuta nach nur einem Tag verlassen zu dürfen.
Ich habe sehr gern Kuta verlassen, aber ich war traurig gestimmt Bali, Indonesien verlassen zu müssen. So haben Bali und ich Anfangsschwierigkeiten gehabt, der Funke wollte einfach nicht übergehen. Mit der Zeit haben wir aber zueinander gefunden, ich konnte meine Erwartungen und meine Vorstellungen an das wahre Bali anpassen und diese dann im vollen Umfang genießen und Bali hat sich von seinen schöneren Seiten gezeigt, die die ich vermissen werde und zu denen ich zurückkehren möchte. Definitiv ist Bali mein Freund geworden.
Die nächsten vier Tage werden wir in Bangkok verbringen und dann geht es am Mittwoch nach Hamburg und schon nach einer Woche fliege ich mit meiner Kati in die andere Richtung der Weltkugel. Ich werde euch berichten und wünsche euch bis dahin eine gute Zeit. Ich küsse euch.

Dienstag, 1. Juli 2014

Ubud ... Fantasie, Faszination und Feuerpferde

Ich habe euch bereits von Ubud berichtet und dennoch möchte ich ein zweites Mal, ausführlicher davon erzählen. Warum … weil es Ubud einfach Wert ist. Während ich hier auf den Gili Inseln sitze und euch nochmals von Ubud schreiben möchte, sehe ich Ubud genau vor mir … die geschmückten und liebevoll gestalteten Straßen, die vielen kleinen und großen Tempelanlagen, die Verzierungen an jeder Ecke, ich schmecke das gute Essen und der Wunsch noch einmal dort zu sein wächst in mir. Ich hätte noch sehr viel länger dort bleiben können, in dem netten Hotel welches mitten im Reisfeld liegt, wo die Bauern ihre Reisfelder bearbeiten, die Entenfamilie umherwandert und ich den Blick vom Balkon so sehr genossen habe. Ubud ist das Bali wie ich es mir vorgestellt habe, leider nur ohne Meer. 

Wenn man den Touristenbussen der Stadt den Rücken zukehrt, ist es sehr viel ruhiger als in anderen Teilen von Bali. Die Busse voll Touristen werden für einen Tag nach Ubud gebracht, meistens sind es chinesische Touristen, die dann den Kunstmarkt leer kaufen. Ich glaube über den Kunstmarkt hinaus schaffen es die wenigstens, da Ubud sonst relativ ruhig ist. Die Straßen beherbergen viele Galerien und Kunsthandwerksgeschäfte, gemütliche Cafés und Restaurants sowie ist die Stadt mit vielen kleinen Tempelanlagen verzirrt. Die Restaurants in Ubud gehören zu den besten in Bali und somit haben wir es uns auch nicht nehmen lassen, hier vortrefflich zu schlemmen. Neben traditionellen balinesischen Speisen, die allerdings nicht mit denen im restlichen Bali vergleichbar sind, gibt es auch viele interantionale Gerichte. Die gute Qualität rechtfertigt dann auch die ziemlich hochen Preise und eher kleinen Portionen.

Die Familien die in Ubud wohnen sind reicher als der Durchschnitt auf Bali. Viele Familien besitzen einen eigenen Haustempel und in der Regel gilt: je reicher die Familien sind, desto prunkvoller ist der Tempel. In unserem Gästehaus gab es auch einen Haustempel und vom Balkon aus konnten wir die tägliche Zeremonie der Familie beobachten. Weiterhin verfügt Ubud und die meisten anderen Dörfer noch über drei weitere, größere Tempel die vom Dorf genutzt werden können. Der Pura Puseh, der Tempel des Ursprungs, der dem Dorfgründe geweiht ist, der Pura desa in der Dorfmitte, der die Gemeinde im Alltag schützen soll und der Pura dalem, der Tempel der Toten, an welchen sich der Friedhof anschließt. 
 
Opfergaben
Unzählige Tempel, unzählige Zeremonien und so vergeht kaum ein Tag in Ubud wo nicht irgendeine Beerdigung gefeiert, ein Reinigungsritual zelebriert sowie eine Geburt oder Hochzeit erlebt wird. Wenn es für uns nicht ersichtlich ist oder eben kein Ereignis ansteht, so ist es schon ein Erlebnis die Balinesen bei ihren täglichen Opfergaben, so wie wir es konnten in unserem Hotel, zu beobachten. Diese liegen überall auf den Fußwegen und dort vor den Hauseingängen. Zu Beginn lief ich mehrmals versehentlich auf einer der Gaben und hüpfte dann erschrocken weg. Nun weiß ich, dass drauftreten durchaus erlaubt ist, da nach dem balinesischen Glauben, die Götter schon längst die Energie aus den Gaben herausgesaugt haben. 
 
In die Kultur von Bali konnten wir dann auch während einer Tanzaufführung einblicken. Wir waren bei der bakanntesten Aufführungen dem Kecak-Tanz. An jedem Abend wird in einem der Tempelanlagen eine Aufführung gezeigt und wir haben uns für diese entschieden, weil damit geworben wurde, dass 100 Personen an der Aufführung teilnehmen. Ich würde euch sehr gern berichten um was es in dem Stück ging, ich weiß es aber nicht wirklich, da es für mich sehr unverständlich war dem Inhalt zu folgen. Auf dem Boden saßen ungefähr 100 Männer … das waren die versprochenen 100 Personen mit denen geworben wurde … die sangen oder gaben Geräusche von sich. Die Hauptdarsteller kamen mit unglaublich schönen Kostümen und spielten die Story. Es gab vier oder fünf Darsteller und zwei Damen, einen Kampf, es wurde einer umgebracht und begraben. Am Ende hat ein Mann, der ein Pferde-Holz-Gestell trug, einen Trance-Tanz vorgeführt. Hintergrund ist, dass er eine schlimme Krankheit auf sich genommen hat und diese durch den Tanz geheilt bzw. gelindert werden soll. Dabei wurden Kokosnüsse in brannt gesetzt und er rannte dann durch die Glut und schmiss diese mit seinen Füßen umher. Andere Männer fegten diese dann wieder zusammen und er rannte wieder durch und so weiter und so weiter. Andere Sitten, andere Bräuche sag ich da nur.

Unser Gästehaus
Wie ebenfalls schon berichtet hat Ubud noch den Monkey Forrest zu bieten und auch dort waren wir für einen kurzen Besuch. Der Monkey Forest ist ein kühler, dichter Urwaldstreifen am Ende der Monkey Forest Road und er beherbergt drei heilige Tempel und hunderte grauhaariger Makaken. Was ich aber mit Chris noch nicht gemacht habe, war ein Spaziergang durch die Reisfelder. Rund um Ubud bietet das feuchte Klima ideale Bedingungen für den Reisanbau und somit haben wir uns auf den Weg gemacht. Schon nach ein paar hundert Meter raus aus der Stadt findet man Ruhe und Entspannung. Wie liefen durch die Felder, konnten den Bauern bei der Arbeit zusehen, die auch immer wieder gern für einen kurzen Plausch Zeit finden und wir waren lecker Essen in einem Restaurant mit Blick über die Reisfelder. Eines meiner schönsten Erlebnisse auf meiner Reise.

Kunst aus Ubud
Ubud ist mein Bali, das Bali was mich entzückt, mich runter holt und mir einen Platz bietet für vollkommene Erholung. Es gibt nicht viele Orte zu denen ich unbedingt noch mal zurückkehren möchte, hier sage ich aber „Ubud Auf Wiedersehen“.  

Nun werden wir eine Woche auf den Gili Inseln verbringen um was zu machen … NICHTS … Ich küsse euch.

PS. Ein wenig leid tut es mir schon bei der WM nicht in Deutschland zu sein. Die Spiele hier zu sehen würde bedeuten, dass ich teilweise bis vier Uhr in der Nacht warten müsste. Somit bleiben mir dann nur die Zusammenfassungen im Netz.