Ich sitze in einem Cafe in der Altstadt von Hanoi am Ho Hoan Kiem See. Wenn ich an Dienstag zurück denke, da habe ich mich gefragt, wie ich es hier bis Sonntag aushalten soll. Das lag nicht an der Stadt an sich, sondern es war mir einfach unerklärlich, wie ich hier die Straßen lebend überqueren soll. Es gibt wohl nach Aussage eines Guides 30 Millionen Mopeds und gefühlt fahren diese auch genau auf der Straße, die ich jeweils überqueren muss. Es gibt keine Regeln, manchmal gibt es Ampeln die maximal zur Verwirrung von Fußgängern herum stehen und mir steht immer die blanke Angst in den Augen. Ich habe sogar angefangen zu beten. Der Trick ist: EINFACH GEHEN, is klar habe ich am Anfang gedacht. Es ist tatsächlich so, einfach gehen.
Hanoi ist wunderschön. Ich liebe die schmal gebauten, alten Häuser, die Gassen in der Altstadt und die Freundlichkeit und Offenheit der Menschen. Ich werde oft angesprochen und
ausgefragt wo ich her komme, ob ich allein unterwegs bin, was ich mache und sonstiges. Ich beantworte brav alle Fragen und freue mich über den Kontakt zu Einheimischen. Dann wird noch ein Foto geschossen und gefragt ob wir Facebook-Freunde sein wollen. Entzückend. Hanoi ist ziemlich laut, aber daran gewöhnt man sich. So geht es morgen gegen halb acht mit Lautsprecherdurchsagen in ganz Hanoi los. Es werden in jedem der einzelnen Bezirke Nachrichten vorgelesen die mit Musik beginnen. Aufstehen ist angesagt. Hanoi schläft definitiv nicht lange und ich auch nicht, da ein Lautsprecher direkt vor meinem Fenster steht.
Was habe ich diese Woche unternommen. Ein Tagesausflug in die Ha Long Bucht und einen in die Trockene Ha Long Bucht. Die Ha Long Bucht gehört zum Unesco Weltkulturerbe. Rund 2000 Inseln ragen aus dem Wasser des Golfs von Tongking auf einer Fläche die doppelt so groß ist wie Berlin. Für die Felsen gibt es zwei Erklärungen, eine wissenschaftliche und eine nach einer Legende. Die Legende besagt, dass eine mit Felsbrocken bewaffnete Drachenmutter mit ihren Kindern von den Bergen herab kam. Sie töteten ein Ungeheuer, das die Menschen geängstigt hatte, durch Steinwürfe. Die Felsen blieben als Erinnerung an den Kampf der Drachen im Meer liegen.
Der Trip zur Ha Long Bucht wurde super organisiert und war eines der schönsten Orte die ich bisher auf meinen Reisen besucht habe. Die Trockene Ha Long Bucht war auch sehr schön. Bei beiden Ausflügen schippert man mit Booten umher, fährt durch Höhlen, besichtigt Grotten und wir sind mit dem Fahrrad durch wunderschöne Landschaften gefahren. Es ist spektakulär.
Ansonsten bin ich durch Hanoi geschlendert, habe mir alles sehenswerte angesehen und die Stadt auf eine gemütliche Art genossen. Ich hänge in Cafes rum, beobachte die Menschen und versuche sie ein wenig kennenzulernen. Die Stadt ist so laut und trubelig und dennoch bin ich unheimlich relaxt, was ich mir an den ersten Tagen kaum vorstellen konnte. Über das Essen mag ich gar nix weiter schreiben, weil es nicht so richtig mein Geschmack trifft. Wie ich es aus Thailand und Hongkong schon kannte, essen viele auf der Straße an den Garküchen. Ich finde aber auch Essen für mich, nur nicht eben vietnamnesich. Die Verständigung geht relativ gut. Das liegt aber nicht unbedingt daran, dass die Vietnamnesen oder ich sehr gut englisch sprechen können sondern eher daran, dass wir uns gut mit den Händen verständigen können. Es funktioniert. Meist ist es sehr trüb in Hanoi und die Sonne mag nicht so richtig durchkommen. Die Temperaturen sind gerade bei ca. 24 Grad. Die Vietnamnesen laufen mit dicken Daunjacken herum, total verrückt.
Durch meine Reisen lerne ich nicht nur neue Länder, Städte und neue Kulturen kennen. Ich lerne deren Geschichte und ich lerne unglaubliche Persönlichkeiten kennen. Demnach kommt man in Vietnam nicht umher sich mit Ho Chi Minh zu beschäftigen. Ho Chi Minh war ein vietnamnesicher Revolutionär, Politiker, Premierminister und Präsident von Vietnam. Er wird hier verehrt wie Nelson Mandela in Südafrika, weil er für Vietnam viel getan hat. Das Nelson Mandela am Mittwoch verstorben ist, hat mich traurig gemacht. Lese ich doch gerade sein Buch und nerve Udo ständig mit meiner Bewunderung für diesen Mann. Ich habe ein wenig Zeit am Mausoleum von Ho Chi Minh verbracht und hoffe, dass ggf. ein wenig Mut und Stärke von ihm auf mich abgeht. Udo hat mich gefragt, ob das hier ggf. ein Brauch ist oder ähnliches. Ist es nicht. Das ist lediglich mein Wunsch. Sind doch diese Männer und sicher noch viele andere der Beweis dafür, dass ein einzelner Mensch viel erreichen kann.
Ich verlasse Hanoi sehr ungern. Habe ich doch diese Stadt nach ein paar Tagen lieben gelernt und glaube, dass ich nicht das letzte Mal hier war ... so schön ist.
Morgen fliege ich nach Singapur. Ich glaube ich darf GROßES erwarten. Ich küsse euch.
Hallo Kristin. Und, hast Du deinen Anschluß-Flug in FF/M. geschafft...? Kurze Erklärung.. wir, das sind Gabi und ich (Rolf), hatten die gleiche Tour in die Ha Long Bucht gebucht..(kleines Wortspiel!) und uns dort kennengelernt. Auch uns hat diese Stadt Hanoi fasziniert. Man kann einfach nur stundenlang durch die Stadt, die kleinen Gassen, die Märkte bummeln, den besten Kaffee trinken und den Verkehr bestaunen. So viele Mopeds, auf Straßen ohne Verkehrszeichen, und nicht eine Karambolage. So funktioniert die sog. Schwarmintelligenz. Und zum Essen.. uns hat sie geschmeckt, die vietnamesische Küche. Vor allem die frischen Springrolls. Ein Sitznachbar aus Kambodscha (Deinem nächsten Reiseziel!) im Flugzeug hat es mir kurz erklärt: in Vietnam wird mit frischen Kräutern gewürzt, in arabischen Ländern und in Indien mit getrockneten.. (Curry etc..). Zur Ha Long Bucht: auch uns hat diese Tour am besten gefallen. Und was uns dort an Essen aufgetischt wurde, einfach unbeschreiblich, im positiven Sinne! Auch Dein vegetarischer Anteil hat mir sehr gemundet. Was mir besonders aufgefallen ist, dass ich bisher immer dachte die Felsen der Bucht sind aus irgendwelchem ultrahartem Granit o.ä.. Aber nixda. Es besteht aus dem gleichen porösen Gesteinsmaterial wie´ich es aus dem Elbsandsteingebirge in Sachsen kenne. Dem Klettereldorado in Deutschland! Die Welt ist doch ein Dorf! Zu Singapore schreibe ich bestimmt auch noch etwas.. den diese Stadt hat uns auch so sehr begeistert. Grüße an Udo, unbekannter Weise! :o) Gabi und Rolf
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